Zur Lösung dieses Problems erinnern wir uns daran, daß wir ohnehin keine exakte Formel für die Normalform oder für ein drittes (formales) Integral2.8des Størmer-Problems angeben wollen. Vielmehr wollen wir diese Größen
Es stellt sich nun vor allem die Frage, welcher Koordinaten man sich für die Hamilton-Funktion bedienen soll, damit man die Reihenentwicklungen ab einer gewissen Ordnung abbrechen kann, ohne einen zu großen Fehler zu erhalten. So sind zum Beispiel die Zylinderkoordinaten ungeeignet, denn das Teilchen wird, annähernd einer Feldlinie folgend, relativ stark sowohl in - als auch in -Richtung oszillieren; dies wird in Abbildung 2.6 für einen typischen Orbit veranschaulicht.
Statt dessen suchen wir Koordinaten , die der Teilchenbewegung besser angepaßt sind und sich mit kleinerer Amplitude ändern. Wir haben schon früher gesehen, daß die Bewegung des Teilchens durch eine Translation längs einer Feldlinie, überlagert mit der Rotation um diese Feldlinie herum, beschrieben werden kann. Deshalb verwenden wir die von Dragt eingeführten orthogonalen Dipolarkoordinaten (vgl. [Dr65,DrFi79]),Die Transformation auf Dipolarkoordinaten führt dazu, daß die Dynamik in zwei in erster Näherung voneinander unabhängige Oszillationen zerlegt wird; die Oszillation in -Richtung (um die Feldlinie herum) ist schneller als diejenige in -Richtung (entlang der Feldlinie). Dabei ist entscheidend, daß diese neuen Koordinaten um die Null herum oszillieren -- um dies zu erreichen, steht in Gl. (2.53b) auf der linken Seite , im Gegensatz zu Dragts ursprünglicher Definition . Wichtig ist auch, daß und mit nicht zu großer Amplitude oszillieren -- wie zu fordern ist, wenn eine Reihenentwicklung der Hamilton-Funktion sinnvoll sein soll. Abbildung 2.7,
die den gleichen Orbit wie Abbildung 2.6 in Dipolarkoordinaten zeigt, veranschaulicht diesen Sachverhalt.
Bei der Transformation von Zylinder- auf Dipolarkoordinaten in Gl. (2.53) handelt es sich nur um eine Punkttransformation
im Konfigurationsraum. Für die vollständige Angabe der entsprechenden
kanonischen Transformation fehlen noch Transformationsformeln für
die zu und kanonisch-konjugierten Impulse und .
Wir benötigen diese Transformationsformeln, um die
Størmersche Hamilton-Funktion in Dipolarkoordinaten formulieren zu
können. Zur Berechnung dieser Formeln suchen wir zunächst eine erzeugende
Funktion vom -Typ für die kanonische Transformation:
(2.51) |
(2.52) |
(2.53) |
(2.54) |
Damit haben wir das Resultat, daß sich die Størmersche
Hamilton-Funktion (2.46) nach der durch
erzeugten kanonischen Transformation auf Dipolarkoordinaten als
Nachdem wir die Hamilton-Funktion in Dipolarkoordinaten formuliert haben, können wir sie jetzt nach den -- als klein angesehenen -- , , und entwickeln. Zuerst zeigen wir aber noch, daß eine solche Entwicklung in der Tat sinnvoll ist, weil man durch die Wahl der Energie immer erreichen kann, daß und beliebig klein sind und bleiben. Wir leiten aus Gl. (2.61) die Ungleichungen und ab und folgern damit aus Gl. (2.60), daß bei der Energie gilt:
In Anhang C führen wir die Berechnung der
Potenzreihenentwicklung für
durch. Als Resultat
ergibt sich
die folgende Näherungsformel für die Størmersche Hamilton-Funktion
in Dipolarkoordinaten:
Damit liegt auch die Størmersche Hamilton-Funktion in einer Form vor, in der sie mit den Mitteln der Normalformentheorie untersucht werden kann. Wir bemerken, daß ebensowenig im Rahmen der Gustavsonschen Theorie behandelbar ist wie die Hamilton-Funktionen, die wir in den vorangegangenen Abschnitten besprochen haben. Erst die Dragt-Finn-Stegemerten-Theorie schafft hier Abhilfe und ermöglicht die Untersuchung von 2.9.
Das Beispiel des Størmer-Problems zeigt, daß auch Systeme, deren Hamilton-Funktion nicht in Form einer Potenzreihe vorliegt, der Analyse mittels Normalformentheorie zugänglich sind. Es ist aber offenkundig, daß die in diesen Fällen notwendige Umformulierung der Hamilton-Funktion große Schwierigkeiten bereiten kann.