Man kann die zunächst nur zur Erleichterung der Sprechweise eingeführte
abgewandelte Definition der ,,Konvergenz`` (Gl. (4.25))
zur Grundlage eines neuen Analyseverfahrens machen, indem man
für die Punkte
der Poincaré-Fläche die
Konvergenzfunktion
Für die folgende Untersuchung der Konvergenzfunktion haben wir uns auf die Brown-Gabrielse-Flasche bei der Energie beschränkt, weil für diesen Wert von reguläre und chaotische Dynamik koexistieren (vergleiche Abbildung 3.9). Somit können wir die Eigenschaften von sowohl in der Nähe von invarianten Linien als auch in stochastischen Regionen untersuchen.
Abbildung 4.9 zeigt den Konvergenzplot des Brown-Gabrielse-Systems.
Dieser Plot entsteht dadurch, daß man die Poincaré-Fläche in ein Punkteraster zerlegt und jeden Punkt des Rasters, für den gilt, schwarz einfärbt; die anderen Punkte bleiben weiß. Es entsteht ein interessantes geometrisches Muster. Kaluza und Robnik erhalten für das von ihnen betrachtete System ähnliche Abbildungen.Es ist erstaunlich, daß so viele Punkte die Konvergenzbedingung (4.25) erfüllen, wie das in Abbildung 4.9 dargestellt wird. Denn diese Bedingung ist streng, fordert sie doch über einige Grade hinweg eine monotone Konvergenz. Transient-konvergentes Verhalten wie in Abbildung 4.4 wird hier beispielsweise nicht als konvergent betrachtet. Die Häufigkeit konvergenten Verhaltens in unserem Konvergenzplot ist um so erstaunlicher, als einige der schwarz markierten Punkte in stochastischen Gebieten des entsprechenden Poincaré-Plots 3.9 liegen. Wir merken weiterhin an, daß die Verteilung der konvergenten Punkte in in keiner Weise die Struktur des im Poincaré-Plot aufgezeichneten Phasenportraits widerspiegelt.
Wir erklären diesen Sachverhalt im folgenden auf anschauliche Weise und schlagen eine neue Variante der Methode vor, die die Resultate entscheidend verbessert. Wir erinnern uns daran, daß wir nicht nur an den Punkten aus interessiert sind, sondern nach Möglichkeit den gesamten Phasenraum untersuchen wollen. Die Definition der Kaluza-Robnikschen Konvergenzfunktion bezieht sich aber lediglich auf die Punkte der Poincaré-Fläche. Diese war zwar unter Berücksichtigung gewisser Kriterien (transversaler Schnitt mit dem Phasenfluß usw.), im Endeffekt aber doch willkürlich festgelegt worden. Wir interpretieren die unerwarteten Ergebnisse des Konvergenzplots als eine Folge dieser eher zufälligen Wahl von .
Es liegt nahe, das beschriebene subjektive Element dadurch aus der Methode
zu eliminieren, daß wir nicht mehr nur einzelne Punkte, sondern ganze
Trajektorien betrachten. Wir berechnen demnach die durch die
Punkte
als Startwerte festgelegten Trajektorien und
bestimmen die Mittelwerte der entsprechenden Quasiintegrale:
Einen nach dieser korrigierten Vorschrift berechneten Konvergenzplot zeigen wir in Abbildung 4.10.
Es bietet sich nun ein ganz anderes Bild als in Abbildung 4.9. Zunächst stellen wir fest, daß weniger Punkte die Konvergenzbedingung erfüllen. Dieses Ergebnis haben wir nach dem oben Gesagten erwartet. Darüber hinaus reproduziert Abbildung 4.10 dieIn seiner korrigierten Form stellt das Kaluza-Robnik-Verfahren also ein durchaus nützliches Hilfmittel zur Analyse des Phasenraumes bzw. der Poincaré-Fläche dar. Allerdings ergibt sich wegen der Strenge des zugrunde gelegten Konvergenzkriteriums (Gl. (4.25) mit ) kein sehr detailreiches Bild der Situation im Phasenraum; zudem kann man nur zwischen den beiden Fällen und unterscheiden und hat keine Möglichkeit einer differenzierteren Charakterisierung der Punkte von . Wir wenden uns deshalb anderen Analyse-Methoden zu, die genauere Aussagen über die Geschwindigkeit der Konvergenz- bzw. Divergenz der Quasiintegrale ermöglichen.